Ein kleines Mädchen, lachend und in Bewegung.
© Lebenshilfe / David Maurer
Über uns

Wie soll die Bezeichnung sein: Behinderung, Beeinträchtigung oder ganz anders?

Manche sagen: Menschen mit geistiger Behinderung. 
Andere sagen: Menschen mit Behinderung. 
Und viele sagen: Menschen mit Beeinträchtigung. 
Doch welche Bezeichnung ist gut? 
Darüber wird schon lange nachgedacht und gesprochen. 
Hier werden die Begriffe erklärt. 

Was Behinderung bedeutet

Am Anfang werden die Begriffe Behinderung, Beeinträchtigung und geistige Behinderung erklärt. 
Danach erfahren Sie, was die Lebenshilfe dazu sagt. 
Und wann bestimmte Bezeichnungen noch wichtig sind. 

Menschen mit Behinderung haben eine Einschränkung. 

Aufzu mit offener Tür. Im Aufzug ist eine Frau im Rollstuhl und ein Mann
© Reinhild Kassing

Das bedeutet zum Beispiel:

  • Sie können sich schlecht bewegen.
  • Sie können schlecht oder nicht hören.
  • Sie können schlecht oder nicht sehen.
  • Sie haben eine psychische Erkrankung.
  • Sie haben Lern-Schwierigkeiten.

Ein Mensch kann auch mehrere Beeinträchtigungen gleichzeitig haben.  

Menschen mit Beeinträchtigung brauchen Unterstützung.  
Damit sie überall dabei sein können.  
Man sagt auch: Damit sie teilhaben können.  
Ohne Unterstützung sind sie von vielem ausgeschlossen. 
Das bedeutet: 
Menschen mit Beeinträchtigung werden durch Barrieren in der Gesellschaft behindert.
Barrieren sind Hindernisse.

Wie unterscheiden sich die Bezeichnungen:
Beeinträchtigung und Behinderung?

Beeinträchtigung und Behinderung bezeichnen unterschiedliche Dinge: 

Hände ertasten einen Text in Blinden-Schrift.
© Reinhild Kassing

Beeinträchtigung bedeutet: 
Menschen haben eine Beeinträchtigung. 
Eine Beeinträchtigung ist eine Einschränkung. 
Manche Menschen sind zum Beispiel:

  • taub, 
  • blind
  • oder Sie haben Lern-Schwierigkeiten. 

Man sagt deshalb: 
Sie haben in diesem Bereich eine Beeinträchtigung.

Ein Mann steht vor einer Treppe. Vor ihm ist ein Gitter
© Reinhild Kassing

Behinderung bedeutet: 
Menschen mit Beeinträchtigung werden behindert. 
Viele Menschen werden durch Barrieren im Alltag behindert. 
Weil sie eine Beeinträchtigung haben. 
Barrieren sind zum Beispiel: 

  • eine Treppe für Rolli-Fahrer 
  • oder schwere Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten. 

Deshalb können sie nicht überall dabei sein. 
Sie werden behindert.

Es gibt auch andere Bezeichnungen

Behinderung oder Beeinträchtigung kann auch abwertend verstanden werden. 
Viele Menschen wollen aber nicht abwerten. 
Deshalb sagen sie andere Begriffe.  
Hier können Sie einige Beispiele und Erklärungen lesen.

So können Sie die Texte lesen: 
Gehen Sie auf das Kreuz rechts. 
Dann öffnet sich der Text. 
Sie können den Text über das Kreuz auch wieder schließen.

Menschen mit geistiger Behinderung

Eine Frau liest ein Buch mit Leichter Sprache.
© Reinhild Kassing

Menschen mit geistiger Behinderung haben eine Beeinträchtigung beim Lernen und Denken. 
Manches verstehen sie nicht
Oder sie brauchen mehr Zeit, 
damit sie etwas verstehen. 
Viele Bereiche im Leben sind für sie deshalb besonders schwer. 
Zum Beispiel: 

  • Lernen, 
  • arbeiten 
  • oder alleine wohnen. 


Dafür brauchen sie Unterstützung. 
Deshalb ist es für sie manchmal schwerer, 
überall dabei zu sein.

Warum die Bezeichnung geistige Behinderung abgelehnt
wird

Eine Frau im Rollstuhl signalisiert: Stopp!
© Reinhild Kassing

Viele Menschen mit Beeinträchtigungen sagen:  

  • Sie wollen nicht geistig behindert genannt werden.  
    Weil sie sich diese Bezeichnung nicht selbst ausgesucht haben. 
    Das haben Menschen ohne Behinderung gemacht.
     
  • Mit der Bezeichnung sieht man nur die geistige Behinderung.  
    Man sieht nicht den ganzen Menschen. 
    Den Menschen mit allen seinen Fähigkeiten.
     
  • Die Bezeichnung macht einen Unterschied zwischen den Menschen. 
    Damit gibt es geistig behinderte Menschen. 
    Und es gibt die normalen Menschen. 
    Und diese Menschen bestimmen.
Eine Gruppe steht hinter einer Schranke. Sie wollen drei andere Menschen nicht durchlassen.
© Reinhild Kassing
  • Die Bezeichnung fasst viele verschiedene Menschen zusammen. 
    Dabei sind sie sehr verschieden.
  • Die Bezeichnung finden auch Selbst-Vertreter und Selbst-Vertreterinnen der Lebenshilfe schlecht. 
    Sie sagen: Uns wird nichts zugetraut. 
    Damit haben wir einen Nachteil.
Eine Gruppe steht zusammen und lacht. Eine Frau steht abseits.
© Reinhild Kassing
  • Die Bezeichnung ist alt. 
    Das hat man früher gesagt. 
    Heute kann man das nicht mehr sagen. 
    Aber es ist schwer, 
    eine neue Bezeichnung zu finden. 
    Denn Menschen denken unterschiedlich darüber.
Anwalt neben einem Buch mit Paragrafen-Zeichen = §
© Reinhild Kassing

Dazu kommt: 
Die Bezeichnung wird in unterschiedlichen Bereichen gebraucht. 
Zum Beispiel:

  • in Gesetzen
  • in der Interessen-Vertretung
  • in der Öffentlichkeits-Arbeit
  • oder im Verein

Das sagen Fach-Leute

Fach-Leute benutzen die Bezeichnung Behinderung auf unterschiedliche Weise. 
Alle haben ihre eigene Sicht darauf. 
Weil sie aus verschiedenen Fach-Richtungen kommen.

Gespräch mit einer Ärztin
© Reinhild Kassing

Für Ärztinnen und Ärzte ist geistige Behinderung eine Diagnose.   
Eine Diagnose ist das Ergebnis einer Untersuchung. 
Bei einer Untersuchung stellen sie zum Beispiel fest:

  • Ein Mensch lernt langsam.  
  • Das Sprechen lernen fällt ihm schwer.   
  • Er versteht Dinge schwer.

Dann ist die Diagnose:   
Dieser Mensch hat eine geistige Behinderung.
Dabei schauen Ärzte und Ärztinnen darauf: 
Was der Mensch alles nicht kann.

2 Menschen unterhalten sich.
© Reinhild Kassing

Fach-Leute, 
die sich mit der Gesellschaft beschäftigen.  
Diese Fach-Leute schauen sich an, 
wie Menschen zusammenleben. 
Das heißt: 
Sie sehen gesellschaftliche Probleme. 
Dann machen sie Lösungs-Vorschläge.

Diese Fach-Leute sagen: 
Menschen mit Beeinträchtigung haben es schwer. 
Weil das gesellschaftliche Leben für Menschen ohne Beeinträchtigung gemacht ist. 
Es muss sich vieles ändern. 
Damit Menschen mit Beeinträchtigung gut zurechtkommen.

Eine Frau durchbricht eine Barriere.
© Reinhild Kassing

Diese Fach-Leute schauen auch: 

  • Welche Barrieren gibt es für Menschen mit Beeinträchtigung? 
  • Wie können die Barrieren beseitigt werden? 

Damit Menschen mit Beeinträchtigung nicht mehr behindert werden.

Eine inklusive Gruppe bei einem Kurs.
© Reinhild Kassing

Fach-Leute, die sich mit dem Lernen beschäftigen.
Damit sind zum Beispiel Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen gemeint.
Sie untersuchen:

  • Was kann der Mensch?
  • Wie möchte er sich weiterentwickeln?
  • Wie kann man ihn dabei am besten unterstützen?

Die Bezeichnung geistige Behinderung ist noch wichtig

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch. Eine Frau berät die andere
© Reinhild Kassing

Menschen denken unterschiedlich über die Bezeichnung geistige Behinderung. 
Manche Menschen fühlen sich durch die Bezeichnung benachteiligt.
Trotzdem ist die Bezeichnung geistige Behinderung wichtig.  
Nämlich für die Menschen, 
die Unterstützung vom Amt brauchen. 
Sie bekommen dann Leistungen der Eingliederungs-Hilfe.  

Ein Mann sitzt vor einem Arzt. Sie sprechen miteinander
© Reinhild Kassing

Im Sozial-Gesetz-Buch 9 steht:  
Eingliederungs-Hilfe bekommen Menschen
mit einer geistigen Behinderung.  

Das bedeutet:  
Ein Arzt oder eine Ärztin muss prüfen,   
ob ein Mensch eine geistige Behinderung hat.  
Wenn ja, gibt es Hilfe.   
Deshalb verwenden Menschen bei Gericht   
die Bezeichnung geistige Behinderung.

Die Lebenshilfe redet über den Begriff geistige Behinderung

Die Partner sind Bewohner-Vertretungen und Assistenz-Personen.
© Reinhild Kassing

Auch die Lebenshilfe redet über die Bezeichnung geistige Behinderung.
Sie will eine Bezeichnung finden,
die alle Menschen richtig finden.
Das ist schwer.
Wichtig ist:

Menschen mit Beeinträchtigung reden mit.

Im Mai 2024 war ein Lebenshilfe-Treffen.
Dort haben die Menschen über den Begriff geistige Behinderung gesprochen.

Ein Mensch hält einen Vortag vor einer Gruppe.
© Reinhild Kassing

Es gab viele Vorträge: 

  • vom Selbst-Vertreter Sascha Ubrig,
  • von der Professorin Saskia Schuppener
  • und von Britta Schlegel vom Deutschen Institut für Menschen-Rechte.

In den Videos unter diesem Text sehen Sie:
Was sagen Selbst-Vertreter und Fach-Leute über die Bezeichnung geistige Behinderung?

So können Sie die Filme ansehen: 
Klicken Sie auf den Pfeil im roten Kasten. Dann wird der Film abgespielt. 

Video: Claudia Franke
Video: Joachim Busch
Video: Sascha Ubrig
Video: Dr. Britta Schlegel
Video: Prof. Dr. S. Schuppener

Die Gespräche gehen weiter. 
Im Herbst 2024 sind 4 Regional-Konferenzen. 
Das sind Treffen von Menschen aus der Lebenshilfe. 
Sie reden über den Begriff geistige Behinderung. 
Und über andere Themen. 
Viele Selbst-Vertreterinnen und Selbst-Vertreter werden dabei sein.

Das hat die Lebenshilfe schon erreicht

Eine Gruppe aus Männern und Frauen.
© Reinhild Kassing

Die Nazi-Zeit ging von 1933 bis 1945.
In der Nazi-Zeit wurden Menschen mit Behinderung schlecht behandelt.  
Viele wurden sogar ermordet.  

Dann wurde die Lebenshilfe gegründet.   
Das war im Jahr 1958.  
Eltern, Angehörige und Fach-Leute haben sich zusammengetan. 
Sie wollten ein besseres Leben für Menschen mit Behinderung.

Menschen mit Behinderungen
© Reinhild Kassing

Die Bezeichnung geistige Behinderung war neu.   
Vorher gab es viele schlimme Wörter dafür.  
Deshalb hat die Lebenshilfe gesagt:  
Die Bezeichnung geistige Behinderung ist gut.  
Sie stärkt die Menschen.  

Die Lebenshilfe hat durch ihre Arbeit 
viel für Menschen mit Behinderung erreicht.  
Heute gibt es auch deshalb viele Selbst-Vertreter.  
Viele von ihnen sagen jetzt:

Eine Frau schreibt etwas.
© Reinhild Kassing

Sie wollen nicht mehr geistig behindert genannt werden. 
Die Lebenshilfe hat deshalb ihren Namen geändert. 
Das war im Jahr 2012. 
Vorher hieß sie:   
Bundesvereinigung Lebenshilfe 
für Menschen mit geistiger Behinderung.  
Nun heißt sie:  
Bundesvereinigung Lebenshilfe.  

Die Gesellschaft muss sich ändern

Die Erde. Im Kreis um die Erde herum sind Menschen. Sie reichen sich die Hände.
© Reinhild Kassing

Trotzdem kann das passieren: 
Es gibt eine andere, neue Bezeichnung. 
Aber die Probleme bleiben die gleichen. 
Weil die Gesellschaft Menschen ausgrenzt, 
die anders sind. 
Und weil es trotzdem noch Barrieren gibt.

Viele Menschen sagen:   
In einer Gesellschaft sollen alle Menschen gleich viel wert sein.   
Und alle Menschen sollen dazu gehören.  
Dann braucht die Gesellschaft keine Bezeichnung für verschiedene Menschen.  
Man sagt dazu: Inklusive Gesellschaft

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