Elternmentorenprojekt Migranteneltern helfen Migranteneltern
Eltern mit Migrationshintergrund von Kindern mit Behinderungen stehen oftmals vor Zugangsbarrieren zum Hilfe- und Unterstützungssystem, sind aber teilweise untereinander gut vernetzt. Die Landeshauptstadt Stuttgart wollte diese Eltern unterstützen und startete ein interkulturelles „Elternmentorenprojekt“.

Projekt
Eltern mit Migrationshintergrund von Kindern mit Behinderungen stehen oftmals vor Zugangsbarrieren zum Hilfe- und Unterstützungssystem, sind aber teilweise untereinander gut vernetzt. Die Landeshauptstadt Stuttgart wollte diese Eltern unterstützen und startete ein interkulturelles „Elternmentorenprojekt“. Ziel dieses Projekts „Migranteneltern helfen Migranteneltern“ ist, betroffene Eltern in ähnlichen Lebenslagen bei der Förderung ihrer besonderen Kinder zu beraten und zu begleiten.
Organisation
Die Gemeinnützige Elternstiftung Baden-Württemberg ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie ist verbunden mit dem Landeselternbeirat Baden-Württemberg (www.leb-bw.de ). Das primäre Ziel der Elternstiftung ist es, die Elternseite im Rahmen einer Erziehungspartnerschaft mit der Schule zu fördern und zu unterstützen. Hierfür bietet sie zum einen Fortbildungsmaßnahmen an, die sich direkt an die Elternvertretungen richten. Zum anderen fördert sie die Erziehungs- und Bildungsarbeit insbesondere in Bereichen, in denen die Elternmitarbeit in besonderem Maße gefordert ist.
Die Landeshauptstadt Stuttgart ist Vorreiter, geht es um interkulturelle Sensibilisierung bei der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Im Jahr 2008 gründete die Stadt mit Vertretern der Behindertenhilfe, des staatlichen Schulamts Stuttgart, Gesundheitsamt, Caritasverband Stuttgart e.V. und der gemeinnützigen Elternstiftung Baden-Württemberg e.V. den Arbeitskreis „Migration und Behinderung“. Idee war, nach einer ersten Bestandsaufnahme Maßnahmen zu entwickeln, um betroffene Migranteneltern in der Muttersprache über Frühförder- und Beratungsangebote zu erreichen und sie bei der Förderung ihrer Kinder zu unterstützen.
Das Mentorenprojekt richtet sich an Eltern mit Migrationshintergrund und Kindern mit Behinderung oder Entwicklungsverzögerungen. 13 Mentoren aus neun Herkunftsländern, die insgesamt elf Sprachen sprechen, wurden ausgebildet. So können unter anderem Eltern mit türkischem, arabischem, russischem und griechischem Hintergrund und solche mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien angesprochen werden.
Abteilung Integration der Landeshauptstadt Stuttgart, staatliches Schulamt Stuttgart, Gesundheitsamt, Caritasverband für Stuttgart e.V.
2009 und 2010 wurden zwei Mentorenschulungen mit jeweils fünf Seminaren durchgeführt. Die Teilnehmer wurden zu Elternmentoren an Sonderschulkindergärten und Sonderschulen ausgebildet. Sie unterstützen die Arbeit der Fachleute als Co-Berater, indem sie Eltern mit gleichem Migrationshintergund in ähnlichen Lebenssituationen zur Seite stehen, ihnen zuhören, sie informieren und unterstützen. Für Frühberatungstellen, Schulen und Kindergärten und die Abteilung Integration sind sie wichtige Partner, um Migrantenfamilien in schwierigen Lebensphasen nicht nur als Dolmetscher, sondern als Brückenbauer zu unterstützen. Die Teilnehmer hatten durch ihre Kinder selbst eigene Erfahrungen mit dem Hilfe- und Unterstützungssystem gesammelt, in der Schulung wurde dieses Wissen theoretisch vertieft. Daneben wurden Exkursionen zu Einrichtungen der Behindertenhilfe, inklusive Schulen und Kitas unternommen. Außerdem wurden die Mentoren in den Grundlagen und Methoden der Kommunikation und Gesprächsführung geschult. Hier ging es vor allem um die Balance zwischen persönlicher Betroffenheit und professioneller Distanz bei den Beratungen.
Die Ansprache der betroffenen Familien in den jeweiligen Migrantencommunties erfolgte anfänglich sehr schleppend. Die Vereine und religiösen Gemeinden waren diesem Thema gegenüber zwar sehr aufgeschlossen, hatten aber wenig Kenntnis über diese Thematik und bestehenden Angebote. Insbesondere der Umgang mit dem Thema geistige Behinderung und das Annehmen der Kinder mit dieser Behinderung ist für viele betroffene Familien schwierig, da es unterschiedliche Interpretationen gibt und der Glaube an eine Genesung z.B auch mehrfach schwerstbehinderter Kinder weit verbreitet ist. Durch den Einsatz von muttersprachlichen Elternmentoren fühlen sich betroffene Eltern gut aufgehoben und nehmen die Angebote der Behindertenhilfe an.
Die Mentorenschulungen wurden durch die Robert Bosch Stiftung finanziert. Die Elternmentoren erhalten für ihren Einsatz ein keline Entschädigung, die von der Elterstiftung finanziert wird.
Bis heute hat das Mentorenprojekt Bestand. Mentoren besuchen Eltern zuhause, begleiten sie zu Angeboten der Behindertenhilfe, vermitteln sprachlich und kulturell bei Elterngesprächen in Kitas,Schulen und Kliniken. Die Anfragen erfolgen über die Einrichtungen. Viele Eltern melden sich aber auch selbst, weil sie über den Elternmentorenflyer von diesem Angebot erfahren haben. Inzwischen berät die Stadt Stuttgart zusammen mit der Elternstiftung auch andere Kommunen in Baden-Württemberg, die ebenfalls Elternmentoren ausgebildet haben.