Pflege
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Zahnarztbesuch

Menschen mit Behinderung und das Abenteuer Zahnarztbesuch

Amelie ist schwer mehrfachbehindert. Der Zahnarztbesuch ist für sie und ihre Eltern jedes Mal wieder eine Herausforderung. Ihr Vater Marco Hörmeyer mit einem Erfahrungsbericht über den regelmäßigen Großkampftag.

Menschen mit Behinderung beim Zahnarzt

Zahnpasta auf einer Zahnbürste.
© Pixabay
Regelmäßige Zahnpflege ist wichtig.

Jeder Zahnarztbesuch ist ein Abenteuer – und zwar für uns alle. Schon bei der Autofahrt zur Praxis scheint Amelie genau zu wissen, wo es hingeht. Vor der Praxistür angekommen, verzieht sie dann auf eine ganz bestimmte und „Amelie-typische“ Weise ihr Gesicht: Sie zieht dann ihre Lippen zusammen und macht ihren Mund so klein wie möglich. Das ist dann das Signal, dass wieder ein „Großkampftag“ ansteht wie meine Frau und ich die regelmäßigen Zahnarzt-Termine scherzhaft nennen.

Dazu ist es wichtig zu wissen, dass Amelie es generell überhaupt nicht mag, wenn jemand ihr und insbesondere ihrem Mund zu nahekommt. Grund ist eine Störung im orofazialen Bereich – das bedeutet, dass sie keinen richtigen Mund- oder Lippenschluss schafft und keine Speichelkontrolle hat. Das alles wiederum ist Teil bzw. Folge ihrer Cerebralparese. Naja, und wenn dann der Zahnarzt kommt und ihr in den Mund gucken will, dann schlägt sie Alarm – und zwar so richtig…

Zahnarzt kennt sich mit Kindern mit Behinderung aus

Zum Glück haben wir einen großartigen Zahnarzt in Osnabrück gefunden, der sich mit Kindern wie unserer Tochter gut auskennt. Er bleibt total ruhig, „nutzt“ dann Amelies „Brüll-Attacke“ – ihr Mund ist dann ja schön weit geöffnet – und macht den professionellen Schnell-Check. Wir haben übrigens das Glück, dass Amelies Zähne top sind. Bislang musste noch nichts gemacht werden – sicherlich ein Erfolg unserer harten „Zahnputzarbeit“. Das Zähneputzen klappt nämlich – erstaunlicherweise – richtig gut! Für Amelie ist das Zähneputzen nicht mehr angstbehaftet, sondern vielmehr ein Spiel. Dafür mussten wir aber auch hart kämpfen, mit vielen Tricks und Spielereien. Aber unsere Hartnäckigkeit zahlt sich nun aus!

Vor gut drei Jahren haben wir zudem eine vorbeugende Zahnversiegelung machen lassen. Unser Zahnarzt hatte das bei Amelie empfohlen – denn wenn sie wirklich mal Karies hat, dann kann der Zahnarzt die Füllung bei unserer Tochter nur unter Vollnarkose machen. Und das muss nun wirklich nicht sein. Die Zahnversiegelung wollen wir übrigens nochmal machen lassen, wenn alle Milchzähne draußen sind. Und vielleicht werden die regelmäßigen Zahnarzt-Besuche ja für Amelie auch irgendwann kein „Großkampftag“ mehr, sondern auch ein Spiel ...

Hintergrund: Marco Hörmeyer ist Vater von Amelie, die aufgrund einer Sauerstoffunterversorgung während der Geburt schwerst mehrfachbehindert ist. In dem Blog www.amelie-wundertuete.de schreibt er aus Amelies Sicht über ihren besonderen Alltag – wie zum Beispiel über die Zahnarztbesuche. Amelie und ihre Eltern leben in Osnabrück.

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