Presse
29.08.2019 Inklusion und Teilhabe

„Wir sind die Experten für unser Leben“

Ein großer Kongress hat heute in Leipzig begonnen. Die Lebenshilfe will damit die Selbstvertretung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung stärken. Mehr als 700 Teilnehmer sind dabei.

Selbstvertreter-Kongress der Lebenshilfe
© Lebenshilfe/C. Doeller & B. Proschak
Der Selbstvertreter-Kongress der Lebenshilfe ist eröffnet. Personen von links: Selbstvertreter Sascha Ubrig von der Lebenshilfe Berlin, Tina Winter, Mutter einer Tochter mit Down-Syndrom und Mitglied im Bundesvorstand der Lebenshilfe, Bundesvorsitzende Ulla Schmidt, MdB, Selbstvertreterin Ramona Günther aus dem Bundesvorstand.

Leipzig. „Wir wollen nicht immer beschützt werden, wir wollen raus aus unserem Schneckenhaus. Lasst uns einfach mal machen. Wir sind die Experten für unser Leben.“ Das sagt Ramona Günther vom Bundesvorstand der Lebenshilfe, die heute gemeinsam mit der Bundesvorsitzenden Ulla Schmidt, MdB, den großen Selbstvertreter-Kongress der Lebenshilfe in der Universität Leipzig eröffnet hat. Vom 29. bis 31. August werden rund 500 Menschen mit geistiger Beeinträchtigung darüber sprechen, wie Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter stärker werden können. Zusammen mit den zahlreichen Unterstützern sind es insgesamt mehr als 700 Teilnehmer aus ganz Deutschland.

Selbstvertretung heißt: Menschen mit geistiger Beeinträchtigung reden und bestimmen mit – in der Lebenshilfe und in der Gesellschaft. Ulla Schmidt erinnert in ihrer Begrüßungsrede daran, dass Eltern behinderter Kinder die Lebenshilfe vor mehr als 60 Jahren gegründet und gemeinsam mit Fachleuten aufgebaut haben. 12.000 der bundesweit 123.000 Mitglieder sind heute Menschen mit Beeinträchtigung. Die Bundesvorsitzende wünscht sich, dass sich noch viel mehr von ihnen in der Lebenshilfe engagieren – vor Ort, in den Ländern und auf Bundesebene: „Die Lebenshilfe braucht Sie“, ruft Ulla Schmidt den Kongress-Teilnehmern zu. „Damit aus einem Eltern-Verband mehr und mehr auch ein Selbstvertreter-Verband wird.“

Ramona Günther wohnt in Freudenstadt und ist 60 Jahre alt. Sie arbeitet in der Schwarzwaldwerkstatt für behinderte Menschen in Dornstetten und gehört seit vielen Jahren dem Werkstattrat an, in den Bundesvorstand der Lebenshilfe wurde sie 2008 gewählt. „Da sitze ich nicht nur rum. Ich sage dort als volles Mitglied meine Meinung und werde ernst genommen“, betont Ramona Günther. Sie macht auch deutlich, wie wichtig dabei eine verständliche, einfache Sprache für sie und die anderen Selbstvertreter ist: „Wer etwas nicht versteht, kann nicht mitreden und mitbestimmen. Man muss auch Zeit und Geduld haben, wenn man uns etwas erklärt. Das alles muss selbstverständlich in unserer Gesellschaft werden!“

Beim großen Selbstvertreter-Kongress der Lebenshilfe ist leichte Sprache selbstverständlich: im Programm, in den Arbeitsgruppen und in der Leipziger Erklärung, die am Ende verabschiedet werden soll. Auf unserer Webseite gibt es noch viel mehr über Selbstvertretung, Informationen direkt vom Selbstvertreter-Kongress und natürlich die Leipziger Erklärung in Leichter Sprache.

Der Kongress wird gefördert von der BARMER und der Aktion Mensch.

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