Presse
26.01.2018 Ethik

Lebenshilfe erinnert an ermordete behinderte und kranke Menschen

Etwa 300.000 behinderte und kranke Menschen wurden während der Nazi-Zeit in ganz Europa systematisch getötet. Sie galten als „Ballastexistenzen“, als „Volksschädlinge“ und wurden als „lebensunwert“ aussortiert.

Das Bild zeigt Lebenshilfe-Vertreter*innen, die vor der blauen Wand der Gedenkstätte für die Opfer der Nazi-"Euthanasie" stehen und Blumen sowie einen Kranz in den Händen halten.
© Lebenshilfe / Peer Brocke
Am 31. Januar erinnerte Verena Bentele, die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, an die Opfer der NS-"Euthanasie" in der Berliner Tiergartenstraße. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Lebenshilfe legten im Gedenken einen Kranz nieder. Vordere Reihe, von links: Ute Grczonkowski, Lars Kaiser, Karin Grunde, Lars Keßeler (alle Schauspieler des Theaters Weltenbrecher der Lebenshilfe Lüneburg) und Bundesgeschäftsführerin, Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust. Hintere Reihe, von links: Ingrid von Randow, Lebenshilfe Berlin, Uwe Schummer, MdB und Vorsitzender der Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen, und Dr. Jürgen Auer, Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe Bayern.

An ihnen probte Hitler den späteren millionenfachen Mord an den Juden. Das grausame „Euthanasie“-Programm verbarg sich hinter dem Decknamen T4 – benannt nach der Zentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4, wo das Töten geplant und verwaltet wurde. An dieser Stelle befindet sich heute eine Gedenk- und Informationsstätte.

Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar betont die Lebenshilfe-Bundesvorsitzende Ulla Schmidt, MdB: „Als Demokraten müssen wir alle dafür sorgen, dass Menschen mit Behinderung nicht ausgegrenzt werden. Sie gehören in unsere Mitte und sie müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Lebensrecht niemals wieder in Frage gestellt wird.“ Hierzu fordert die ehemalige Bundesministerin auch ein klares Bekenntnis von der AfD, wenn am 31. Januar die offizielle Gedenkstunde im Bundestag begangen wird.

Im vergangenen Jahr hatte sich ganz besonders Ulla Schmidt dafür eingesetzt, dass erstmals die „Euthanasie“-Opfer im Mittelpunkt der Gedenkstunde standen. Sebastian Urbanski, ein Schauspieler mit Down-Syndrom aus Berlin, trug einen Brief vor, den Ernst Putzki an seine Mutter geschrieben hatte, bevor er in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurde. Sebastian Urbanski sagt: „Heute werden zwar Menschen wie wir nicht mehr umgebracht, dafür werden sie aber kaum noch geboren. Wir sind aber auch ein Teil der Gesellschaft. Das wird leider immer noch oft vergessen, wir werden einfach an den Rand geschoben.“

Als Bundesvorsitzende der Lebenshilfe hat Ulla Schmidt in diesem Jahr die Schirmherrschaft für den zweiten bundesweiten Schul- und Jugendtheaterwettbewerb zu Biographien von Opfern der NS-„Euthanasie“-Verbrechen „andersartig gedenken on stage“ übernommen. Theatergruppen können im Schuljahr 2018/2019 Stücke erarbeiten und bis zum 29. Mai 2019 beim Träger des Projektes, dem Förderkreis Gedenkort T4, einreichen. Weitere Informationen gibt es unter www.andersartig-gedenken.de.

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