© Lebenshilfe/David Maurer
Familie

Armut und Behinderung

Einfach ins Kino gehen, eine Hose kaufen oder zum Essen ins Restaurant? Wer arm ist, kann sich das oft nicht leisten. Für viele Menschen mit Behinderung und ihre Familien ist das Alltag. Dennoch wird ihre Situation im aktuellen Armutsdiskurs nicht ausreichend berücksichtigt. Insbesondere dann, wenn es um Themen wie Grundrente, solidarisches Grundeinkommen oder Bürgergeld geht.

Die Befunde sind eindeutig: Das Einkommen vieler Menschen mit Behinderung ist gering. Auch über finanzielle Polster und Vermögen verfügen sie oft nicht. Laut dem Zweiten Teilhabebericht  liegt das Armutsrisiko von Menschen mit Behinderung bei 20 Prozent. Sie sind ‑ ebenso wie etwa Alleinerziehende, pflegende Angehörige, kinderreiche Familien, Migrant*innen und zunehmend auch Rentner*innen ‑ besonders häufig von Armut betroffen. Das Armutsrisiko steigt, je mehr dieser Faktoren zusammentreffen.

Armut heißt: Nicht teilhaben können

© Lebenshilfe/David Maurer

Armut berührt existentielle Fragen und Nöte: Habe ich Nahrung, Wasser und Kleidung? Gibt es eine medizinische Grundversorgung? Habe ich einen Platz zum Wohnen? Doch selbst wenn diese Grundbedürfnisse befriedigt sind, kann man arm sein. Denn Armut heißt auch, dass finanzielle Mittel fehlen, um am sozialen, kulturellen oder politischen Leben teilzuhaben, dass kein Geld da ist für einen Kinobesuch, für Zeitungen oder für den Besuch des Stadtteilfestes.

Im Hinblick auf Menschen mit sogenannter geistiger Beeinträchtigung zeigt eine Pilotstudie für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales  deutlich: Mangelnde finanzielle Möglichkeiten sind eine zentrale Teilhabebarriere im Alltag. Sie wirkt zudem verstärkend auf viele andere Barrieren. Armut erschwert Inklusion.

Sorgearbeit als Armutsfalle

Armut in der Familie
© Lebenshilfe / David Maurer

Nicht nur Menschen mit Behinderung selbst, auch ihre Familien haben ein höheres Armutsrisiko. Dies gilt insbesondere dann, wenn langfristig Pflege und Betreuung von mindestens einem Familienmitglied geleistet wird.

Ungefähr zwei Drittel aller pflegenden Angehörigen sind Frauen. In Familien von Kindern mit Behinderung übernehmen Mütter sogar zu 80 Prozent diese Aufgabe ("Familie im Fokus" AOK Bundesverband). Die unentgeltliche Sorgearbeit, die sie leisten ist für die Gesellschaft unverzichtbar. Dennoch fehlt es an gesellschaftlicher – auch materieller – Anerkennung sowie an Anreizen, Sorgearbeit geschlechtergerecht aufzuteilen.

Häufig führen Schwierigkeiten in der Vereinbarkeit von Familienarbeit und Beruf dazu, dass sie – wenn überhaupt – schlecht bezahlt und häufig in Teilzeit erwerbstätig sind. Die Folgen sind eine finanzielle Schlechterstellung und somit die Einschränkung der Teilhabemöglichkeiten der gesamten Familie einerseits und andererseits ein erhöhtes Risiko von Altersarmut für die pflegenden Angehörigen selbst.

Weitere Informationen

Newsletter abonnieren