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Freie Zeit

YouTube mit Behinderung

Lukas Krämer ist ein YouTube-Star. Seine Beiträge zu behindertenpolitischen Themen werden tausendfach geklickt. Dabei kann Lukas Krämer weder lesen noch schreiben. Inzwischen ist sein Hobby sein Beruf: Er betreut die Social-Media-Arbeit der Grünen-Politikerin Corinna Rüffer.

Lukas Krämer
© Anne-Sophie Stolz
Lukas Krämer

Seine berühmteste Interviewpartnerin und spätere Chefin fand Lukas Krämer im Schlaf. Als er mit seinem Assistenten bei einem Vortrag der Grünen-Politikerin Corinna Rüffer in Berlin war, packte ihn die Müdigkeit. Er schnarchte so laut, dass sie lachen musste. „Ich auch, als ich es gemerkt habe. Ich hatte damals noch Schlafapnoe“, sagt Krämer und grinst.

Corinna Rüffer war danach sofort bereit, sich von ihm interviewen zu lassen. „Sie ist echt nett und hat viele gute Ideen für Menschen mit Behinderung“, sagt Krämer. Das Interview führte er später über Facebook. Das daraus mal ein Job werden würde, wusste er damals noch nicht.

Lukas Krämer ist Social-Media-Profi

Seit über vier Jahren hat Lukas Krämer einen eigenen YouTube-Kanal. Die Videos bearbeitet er an seinem Schreibtisch, die dafür nötige Technik hat er sich selbst finanziert. Unter dem Namen SakulTalks berichtet er über Menschen mit Behinderung. Er will ihnen Mut machen und gleichzeitig Vorurteile abbauen. Dazu führt er mehrmals wöchentlich Interviews, zum Beispiel mit Betroffenen oder ihren Betreuern. Dabei geht´s um Fragen wie: Was ist eigentlich Autismus? Und wie gehe ich mit jemandem um, der das Tourette-Syndrom hat? Die Themen denkt er sich selbst aus oder bekommt Vorschläge von seinen Zuschauern.

Der Erfolg gibt Lukas Selbstbewusstsein

Lukas Krämer weiß inzwischen, was er kann.
© Anne-Sophie Stolz
Lukas Krämer weiß inzwischen, was er kann.

Über 3700 Menschen haben iinzwischen seinen Kanal abonniert, seine Videos wurden insgesamt rund 500.000-mal aufgerufen. „Das gibt mir Selbstbewusstsein. Und das will ich anderen Menschen weitergeben.“

Nicht immer war Lukas so selbstsicher. Als Kind wurde er wegen seiner Behinderung von Gleichaltrigen gehänselt und auch verprügelt. Der Wendepunkt kam mit 15 – ein Regisseur wurde damals auf ihn aufmerksam und engagierte ihn für den Film „London liegt am Nordpol“. Lukas durfte sich selbst spielen. „Der Film lief dann sogar in Trier im Cinemaxx“, erinnert er sich. Die Anerkennung für seine Arbeit half ihm, seine Behinderung zu akzeptieren. Und mit der Arbeit vor und hinter der Kamera in anderer Form weiterzumachen. „Ich weiß jetzt, was ich kann“, sagt Lukas.

Technik hilft ihm, sich auszudrücken

Er arbeitet wie ein Journalist – dabei kann Lukas Krämer weder lesen noch schreiben. Er war auf einer Förderschule und verließ sie ohne Abschluss. „Ich filme alles – und E-Mails schreibe ich mit dem Google-Übersetzer. Der liest mir vor und ich kann ihm alles diktieren“, erklärt er.
Als Kind erkrankte der heute 26-Jährige an einer Hirnhautentzündung. Seitdem sind seine Nervenbahnen geschädigt, er hat einen Sprachfehler und arbeitete lange in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Rheinland-Pfalz.

Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt

Trotzdem träumte er von einer Karriere als Mediendesigner oder im Filmbereich. „Für mich ist es schwer, etwas anderes zu finden“, sagte Lukas bei seinem ersten Interview mit der Lebenshilfe Zeitung. Damals wurde sein Traum nur nach Feierabend wahr: „Ich will allen zeigen, dass auch Menschen mit Behinderung etwas auf YouTube erreichen können", sagte er. Inzwischen hat er es geschafft: Lukas Krämer arbeitet seit über einem Jahr für die Grünen-Politikerin Corinna Rüffer. Er begleitet sie mit der Kamera im Wahlkreis und bei Veranstaltungen und produziert Videos für ihre Social-Media-Kanäle. 

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